“Wir unterstützen, wo wir können”

Spendenübergabe Lernpaten
Über die Spende freuen sich (von links): Mareen Werthefrongel (Projektkoordinatorin), Karen Lehmann-Martin (Vorstandssprecherin PSD Bank München), Wolfgang Krell (Leitung Freiwilligen Zentrum), Herta Hiemer (Vorsitzende Förderverein) und Jürgen Haschka (Vorstand PSD Bank München). - © Christoph Urban

Mit seinem neuen Projekt „Lernpaten-/in“ bietet das Freiwilligen-Zentrum-Augsburg eine zuverlässige Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler in turbulenten Pandemie-Zeiten. Männer und Frauen der Region/Lehrbegeisterte bieten Unterstützung als Ergänzung zum schulischen Alltag, aber vor allem ein offenes Ohr und Zeit.
Das wichtige und lobenswerte Engagement des Freiwilligen Zentrum unterstützen wir bereits seit knapp 15 Jahren. Auch dem Projekt „Lernpaten-/in“ spenden wir sehr gerne eine Summe in Höhe von 7.500 Euro.

Warum sie sich für eine Lernpatenschaft entschieden haben und was ein kleiner Hopser für Glücksgefühle auslösen kann, erzählen uns zwei Lernpatinnen im Interview.

PSD Bank
Können Sie kurz schildern, was eigentlich hinter dem Begriff „Lernpate“ bzw. „Lernpatin“ steckt?
Ursula Gilg (Ü60, Rentnerin)
Grundsätzlich unterstützen wir in Zeiten der Corona-Pandemie Augsburger Grundschüler bei der Bewältigung ihrer schulischen Aufgaben. Viele von ihnen sind unmittelbar von den Auswirkungen der Schulschließungen und des Wechsel- und Distanzunterrichts betroffen.
PSD Bank
Wie viele Lernpatinnen und Lernpaten sind Sie insgesamt?
Ursula Gilg
Mittlerweile engagieren sich knapp 100 interessierte und von uns geschulte Menschen aller Altersgruppen für das Projekt. 50 davon sind bereits aktiv im Einsatz.
PSD Bank
Warum engagieren Sie sich als Lernpatin?
Ursula Gilg
Vor allem möchte ich Kindern auf ihrem oft schwierigen Weg in die Selbstständigkeit eine Unterstützerin sein. Darüber hinaus erscheint es mir gerade in außergewöhnlichen Zeiten sinnvoll, dass auch jemand außerhalb des Schul- und Familiensystems für sie da ist. Als Lernpatin begegne ich dem Kind zu Beginn vollkommen unvoreingenommen, bringe Zeit mit und biete eine regelmäßige und zuverlässige Unterstützung an. Das Kind gewinnt wieder mehr Sicherheit, Ansporn und Stärke. Außerdem ist mir der Kontakt zu der jungen Generation wichtig.
Stefanie Fiedler (27, Musikjournalistin und Yogalehrerin)
Ich kann etwas sehr Wertvolles “spenden” und zu einem wunderbaren, guten Zweck einsetzen: meine Zeit und meine Unterstützung. Ich erlebe viel Dankbarkeit und natürlich auch einen großartigen Erfolg mit meinem „Patenkind”. Durch gemeinsames Lernen, den Austausch oder einfach nur Reden habe ich das Gefühl, dass ich dem Kind viel beibringen kann. Und außerdem: Es macht mir wirklich super viel Spaß!
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Wie läuft so ein Nachhilfeunterricht bei Ihnen ab?
Ursula Gilg
Wir treffen uns mit unseren Schützlingen ein bis zweimal wöchentlich, nach Möglichkeit direkt in der Schule. Jede Stunde wird dabei komplett individuell gestaltet. Jedes Kind kann seine Persönlichkeit einbringen. Im Fokus steht dabei immer der Spaß am Lernen und ein gutes Miteinander.

„Wenn wir uns verabschieden, läuft er immer im Hopserschritt nach Hause. Da hoffe ich dann, dass er sich wohlgefühlt hat.“

Ursula Gilg, Lernpatin
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Gibt es eine besonders schöne oder inspirierende Geschichte, die Sie als Lernpatin erlebt haben?
Ursula Gilg
Berührend ist für mich, dass mir mein Patenkind, ein Drittklässler, oft sehr persönliche Geschichten erzählt – dann tritt das Lernen auch in den Hintergrund. Ich lasse ihn berichten, höre zu und frage nach. Oft verlassen wir zusammen die Schule und gehen gemeinsam noch ein Stückchen. Wenn wir uns verabschieden, läuft er immer im Hopserschritt nach Hause. Da hoffe ich dann, dass er sich wohlgefühlt hat.
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Wie erleben Sie denn die Reaktion der Kinder während so einer Lernpatenschaft?
Stefanie Fiedler
Ich erlebe viel Freude, Spaß, Motivation, Dankbarkeit und Erfolge. Gerade in Zeiten von Homeschooling war der Bedarf, am Lernstoff zu arbeiten, riesig. Besonders in Familien, die ihre Kinder selbst nicht fördern können.
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Bringen Sie sich auch über die Nachhilfestunden hinaus im Leben der Kinder ein?
Stefanie Fiedler
Ja. Mein Patenkind kommt aus einer irakischen Familie, die Eltern sprechen selbst schlecht Deutsch. Ich kann hier auch allgemein viel unterstützen. Wenn die Mama meines Patenkinds mal eine Frage, z.B. zu medizinischen Themen hat, ruft sie mich an. Selbst das alltägliche Leben in der deutschen Kultur ist für alle dort nicht immer leicht zu bewältigen und ich unterstütze, wo ich kann. Unser nächstes großes Projekt ist es, gemeinsam Brownies zu backen. Vielleicht versuchen wir, das Rezept noch auf Englisch zu übersetzen… Das Lernen soll ja immer auch Spaß machen.
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Was wünschen Sie sich für die Schülerinnen und Schüler in nächster Zeit?
Ursula Gilg
Ich wünsche mir, dass noch mehr Menschen mit Zeit und einem offenen Ohr für die Kinder da sind. Menschen, die die Kinder auch mal loben und die die Stärken vor den Schwächen und Lücken sehen, damit ihre Schützlinge ohne Druck lernen können. Lernen und Bildung sind etwas ganz Großartiges. Dieses Bewusstsein können nur Kinder bekommen, die Erfolge haben. Dazu sollten viele Menschen beitragen.
Stefanie Fiedler
Ich wünsche mir, dass sich mehr Freiwillige als Lernpaten engagieren. Die ein bis zwei Stunden in der Woche sollten doch einige übrig haben, vor allem Studierende könnten das doch super machen. Ich finde es großartig, dass unsere Patenkinder selbst sagen, dass sie gerne Unterstützung beim Lernen hätten – und die sollen sie auch bekommen.

Alle, die jetzt neugierig geworden sind und sich ebenfalls als Lernpatin oder Lernpate engagieren möchten, wenden sich ganz einfach per Mail an lernpaten@freiwilligen-zentrum-augsburg.de.
Für alle „Neuen“ gibt es regelmäßige und unverbindliche Einführungsveranstaltungen. Hier erfahren sie alles Wichtige zur Lernpatenschaft.

Wir freuen uns über alle, die Schülerinnen und Schüler sowie das Freiwilligen-Zentrum-Augsburg unterstützen möchten!

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