Besuch beim Krümelhof in Augsburg

Seit 2011 hat sich Alexandra Schorer auf ihrem Krümelhof in Augsburg einer Sache verschrieben: der seelischen Gesundheit von Mensch und Tier. Wir durften sie und ihre 150 Tiere besuchen …
Auf einer großen Wiese gleich neben dem Augsburger Nordfriedhof steht ein kunterbuntes Holzhaus. Davor grast gemächlich ein weißes Pferd mit dicken, schwarzen Tupfen. In diese Kinderbuch-Idylle fügt sich Alexandra Schorer wunderbar ein. Die 36-Jährige trägt zwar weder rote Zöpfe noch den Nachnamen Langstrumpf, dafür hat sie aber eine Menge Mut und scheinbar übermenschliche Kräfte.

Bis zur Nasenspitze mit Hundebetten beladen stapft die „Azubine“ Nathalie durch den Matsch. Gerade hat ein Spender den Haufen Stoffkissen am Krümelhof-Haupttor abgegeben. Die Freude bei der angehenden Tierpflegerin ist groß.

Wir sind auf Spenden angewiesen. Über hundert Tiere müssen täglich versorgt werden.
Krümelhof-Azubine Nathalie

Pferde, Rinder, Alpakas, und eine kleine Trampeltier-Herde: Wohin man blickt, dösen struppige und borstige Viecher in der Sonne. Es duftet nach frischem Stroh. Hin und wieder blökt ein Schaf oder wiehert ein Pferd. Der meiste Lärm kommt am Morgen immer vom roten Radlader, mit dem die zwei zierlichen „Azubinen“ gekonnt die Futterrationen von A nach B bringen.

Hier leben Tiere, die in den Augen vieler nichts mehr wert sind.
Krümelhof-Chefin Alexandra Schorer

Als Gnadenhof-Besitzerin versteht sich die Augsburgerin jedoch nicht, eher als Teil einer ungewöhnlichen Gemeinschaft. Mit Karl-Heinz etwa. Der braune Wallach kam vor fünf Jahren auf den 2,5 Hektar großen Krümelhof. Damals war er so verwahrlost und scheu, dass sich ihm niemand nähern durfte. Inzwischen würde beim Anblick des stattlichen Pferdes mit dem glänzenden Fell wohl niemand mehr von einem wertlosen Wesen sprechen.

Zum Seelenheil auf dem Kamelrücken

„Die Tiere fristen hier nicht nur ihren Lebensabend, sondern sie helfen den Besuchern aktiv“. Eine Win-win-Situation. So habe sich beim Streicheln der Schaf-Dame Baronesse-Dörte schon so manch gestresste Manager entspannt und der Kamel-Wallach Franz-Joseph locke selbst die unsichersten Kinder aus der Reserve. „Tiere haben heilende Kräfte. Sie sind von Natur aus friedfertig und ehrlich“, sagt Schorer. Auf dem Krümelhof bietet sie neben „Wanderungen mit tierischen Begleitern“ für jedermann auch eine Ferienbetreuung, Stockbrot-Backen und vor allem tiergestützte Therapien für behinderte, verwahrloste oder sexuell missbrauchte Kinder an. Mit beachtlichen Erfolgen: „Wir therapieren auch Menschen, die regelmäßig ausrasten. Meinen Tieren hat noch keiner von ihnen wehgetan“, weiß die Krümelhof-Besitzerin.

Um Menschen mit tierischer Unterstützung therapieren zu dürfen, hat Alexandra Schorer einiges im Lebenslauf angesammelt. „Ich bin gelernte Rechtsanwaltsfachgehilfin. Meine Mutter wollte, dass ich etwas Gescheites lerne. Danach musste ich aber meiner Leidenschaft folgen“, sagt sie. Heilerziehungspflegerin, Traumpädagogin, Reittherapeutin, Fachberaterin für tiergestützte Interaktion, Fachkraft für Autismus: Angesichts Schorers Vita bekommt der Leser Schnappatmung.

Fulltime-Job Krümelhof

Angefangen hat alles mit einem Therapiehund und vier Hasen. Danach kaufte die Krümelhof-Besitzerin ein in Not geratenes Tier nach dem anderen. Die Frage, wie viel Kraft und Zeit das gekostet hat, fegt Schorer mit der Hand weg. Familie, lange Urlaube, Freizeit genießen – das alles ordnet die Therapeutin ihrer Arbeit unter. Manchmal käme sie dabei an ihre Grenzen, gibt die Krümelhof-Besitzerin zu. Gerade jetzt in Corona-Zeiten etwa, da blieben die Spenden aus und die Besucher fern. Vieles müsse sie deshalb aus eigener Tasche zahlen.

Um der Tierschützerin und Therapeutin auf dem Krümelhof unter die Arme zu greifen, gründeten ein paar Gleichgesinnte 2017 der gemeinnützige Verein „Tiergestützte Interaktion“. 22 Mitglieder hat der Verein schon. „Ohne deren Hilfe würde ich das alles kräftemäßig und finanziell nicht schaffen“, sagt Schorer. Ziel des Vereins ist es, Spenden zu sammeln und die Menschen auf die therapeutische Arbeit mit Tieren aufmerksam zu machen.

Der Krümelhof ist Reitparadies, Bauernhof, Therapiezentrum und Abenteuer-Spielplatz in einem. Wer eine Tierpatenschaft übernehmen, mit Alpakas wandern oder einfach nur Ruhe, Natur und Tiere hautnah erleben möchte, kann einen Termin vereinbaren, um die grüne Wunderwelt im Herzen Augsburgs zu erkunden.

Infos unter www.kruemelhof.de

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