Am WWF-Naturerlebnis-Tag am 13.9. haben unsere Kunden gemeinsam mit Experten des WWF während einer Wanderung entlang der Wertach die Flusslandschaft vor unserer Haustüre erkundet und spannende Details zum Ökosystem Fluss erfahren. Erfreulicherweise ließ eine erste Einschätzung der Gewässergüte anhand von Stichproben am ausgewählten Flussabschnitt auf einen guten Zustand schließen. Wir haben vier Fragen an Carolin Schupp, Projektmanagerin Büro „Wildflüsse Alpen“ vom WWF gestellt.
Wie kann ein Fluss-Tag dazu beitragen, die Qualität der Flüsse zu verbessern? Welchen Einfluss kann der WWF dabei nehmen und vielleicht sogar Vorbildcharakter haben?
So lernten die Teilnehmenden des Naturerlebnis-Tages an der Wertach den Fluss achtsam kennen und dessen Zustand spielerisch, mit einfachen wissenschaftlichen Methoden und Stichproben einzuschätzen.
Der WWF engagiert sich weltweit und in Deutschland für die Bewahrung bzw. Wiederherstellung gesunder Flüsse und Feuchtgebiete. In Bayern begleitet der WWF Entscheidungsträger rund um heimische Fließgewässer, z.B. bei der Entfernung von Querbauwerken, Renaturierungen oder Berücksichtigung ökologischer Aspekte rund um die Vergabe von Konzessionen von Wasserkraftwerken. Zudem organisieren wir Wettbewerbe und analysieren auf diese Weise, wo unnötige Barrieren zurückgebaut werden können. Hierbei unterstützt die PSD Bank München eG aus Mitteln des Gewinnsparvereins, um solche Projekte in Bayern dann in die Tat umzusetzen – damit alles wieder natürlich im Fluss sein kann.
Bei der Wanderung haben Sie ja nicht nur in der Theorie über die Situation der Flüsse in Deutschland berichtet, sondern ganz konkret auch Liegengebliebenes vom Flussufer entfernt. Welcher Müll ist dabei besonders problematisch für unsere Gewässer?
Ein weiterer und wichtiger Faktor ist die Landwirtschaft. Fehlt beispielsweise ein ausreichender Abstand mit vorzugsweise naturnahem Bewuchs zwischen intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen und einem Fließgewässer, werden durch Niederschläge schädliche Substanzen in unsere Bäche und Flüsse gespült, die zu negativen Auswirkungen für viele Arten im und am Fließgewässer führen können. Einzelne Kulturen wie etwa Mais festigen den Boden so wenig, dass bei starken Niederschlägen sogar oftmals Erde in die Bäche und Flüsse geschwemmt wird.
Die Verunreinigung von Flüssen betrifft uns alle. Somit liegt es auch in unser aller Verantwortung, unsere Flüsse sauber zu halten.
Wie steht es denn generell um unsere Flüsse?
Flüsse und ihre Auen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen.
Allein in Bayern befinden sich laut Landesamt für Umwelt knapp 57.000 Barrieren, die eine Durchgängigkeit der Bäche und Flüsse in Bayern verhindern. Rein rechnerisch findet sich den Auswertungen des WWF Deutschland zufolge alle 500 Meter eine Barriere in den bayerischen Flüssen.
Viele Tier- und Pflanzenarten, insbesondere Fischarten, sind auf durchgängige Flüsse angewiesen. Der Verbau durch Querbauwerke – sprichwörtlich Mauern im Gewässerkörper – gefährdet das Überleben dieser Arten. Denn: Durch die Stauhaltung werden fließende zu aufgestauten Gewässern. Dynamische Flusslebensräume gehen dadurch verloren und mit ihnen auch alle an sie angepassten Arten. Dies zieht verheerende Folgen nach sich: in den vergangenen 50 Jahren haben wir im Durchschnitt 83 Prozent der Populationen der Süßwasserarten verloren. Wir kappen regelrecht den Fluss des Lebens in unseren Fließgewässern.
Doch was ist denn nun eigentlich ein gesunder Fluss – samt seiner Bedeutung als Lebensraum und Ökosystem?
Als noch einigermaßen gesunde Flüsse könnte man die Ammer im Schluchtbereich und die Obere Isar bezeichnen. Durch Verbauung und Wasserkraftnutzung ist aber auch ihr Zustand eingeschränkt und das Ökosystem insgesamt gefährdet.
Die an vielen Abschnitten verbaute Wertach wurde stellenweise renaturiert. So konnten die Teilnehmenden des Naturerlebnis-Tages bei ihren Stichproben zur Einschätzung der Gewässergüte an einem dieser renaturierten, sprich in einen naturnahen Zustand zurückgebauten Flussabschnitte, verschiedene Kleinlebewesen im Wasser finden, die für eine gute Gewässergüte sprechen.
Fazit: Es lohnt sich, unseren Flüssen ihre Freiheit zurückzugeben, denn auf diese Weise kann sich das gesamte Ökosystem Fluss mitsamt seiner vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt regenerieren und uns Menschen mit seiner Schönheit erfreuen. Dafür setzt sich das WWF-Büro Wildflüsse Alpen in Weilheim und die PSD Bank München eG aus Mitteln des Gewinnsparvereins aktiv ein.
Mehr Infos
Fluss-Projekte in Bayern
Zum WWF
Flüsse – unsere Naturschätze
Gewaesserperle.deStudie zum Zustand der Fließgewässer in Bayern
Zur Studie (pdf)