Mit dem Klapprad in den Ruhestand – Thomas Hausfeld sagt “Tschüss”

Mit dem Klapprad in den Ruhestand – Thomas Hausfeld sagt "Tschüss"

Als Thomas Hausfeld (63) vor über 17 Jahren das erste Mal den Sitz der PSD Bank München betrat, hätte er niemals gedacht, dass er in Bayern einmal das regionale Genossenschaftsbanking revolutionieren würde. Damals sah sich der junge Vorstand aus Hannover starren Hierarchien und einer veralteten Unternehmenskultur gegenüber. Ob die Mitarbeiter die Strukturen aufbrechen konnten, wie man sozialen Kapitalismus fördern kann und was es mit dem Klapprad in seinem Büro auf sich hat, haben wir Thomas Hausfeld an seinem letzten Tag als PSD Bank-Vorstandssprecher gefragt.

PSD Bank
Sie wirken sehr gelöst. Sind Sie gar nicht traurig, dass Sie heute Ihren letzten Tag haben?

Thomas Hausfeld
Um ehrlich zu sein, nein. Alles ist gut. Da halte ich es mit Edith Piaf. „Non, Je ne regrette rien“. Ich habe alles gegeben, was ging und es hat mir Spaß gemacht. Vor 16 Jahren habe ich mir mal eine To-do Liste geschrieben. Auf dieser habe ich alle Punkte abarbeiten können. Nun ist es Zeit, anderen die Führung zu überlassen. Um die Bank mache ich mir dabei keine Sorgen. Wir sind strategisch gut aufgestellt, weil wir stets nachhaltig gedacht haben. Ich appelliere aber an die Kollegen: Ruht euch nicht auf dem Erfolg aus, sondern verändert euch mit den Menschen. Und vergesst dabei nicht, Verantwortung zu übernehmen. Mit dieser Einstellung bin ich immer sehr gut gefahren.



PSD Bank
Also würden Sie am Ende Ihres Arbeitslebens sagen, alles richtig gemacht? War der Bankerjob Ihr Traumberuf?

Thomas Hausfeld
Ich hätte mir so viele Berufe vorstellen können. Als junger Student etwa habe ich Prosa geschrieben und gemalt. Ich wollte dann Architekt werden. Als ich während des Studiums Vater wurde, musste ich Geld für die Familie verdienen und wurde dann mit 22 Jahren zum Betriebsratsvorsitzenden meines Teilzeit-Arbeitgebers, einer Apothekergenossenschaft, gewählt. Nebenbei habe ich gemeinsam mit meiner Frau eigenhändig Kinderhäuser aufgebaut – nach Montessori-Konzept. Auch damals war es schon schwer, einen Kinderbetreuungsplatz zu finden. Irgendwann habe ich dann gedacht Bank, das wäre doch auch etwas.



PSD Bank
Klingt, als wären Sie anfangs ein richtiger Hippie gewesen.

Thomas Hausfeld
Die schulterlangen Haare hatte ich auf jeden Fall. Aber Links, Rechts, Mitte – das spielte für mich alles keine Rolle. Die Gesellschaft ist so vielfältig. Diese Verschiedenartigkeit fasziniert mich; der Einheitsbrei eher weniger. Nach meinem Ökonomiestudium habe ich als Zweitstudium Sozialwissenschaften gewählt, weil ich lernen wollte, was es heißt, sozialverantwortlich zu handeln.



PSD Bank
Sozial und Bankwesen, passen diese Begriffe überhaupt zusammen?

Thomas Hausfeld
Leider viel zu selten. Ich bin jedoch stolz darauf, sagen zu können, dass wir als Genossenschaftsbank immer auch soziale Verantwortung für die Menschen und die Region übernommen haben. Sei es durch unser soziales Engagement in vielen Bereichen, oder durch das nachhaltige Haushalten mit unseren Ressourcen. Das liegt ja schon in unsere Historie begründet: Die PSD Bank wurde als Selbsthilfeeinrichtung für damalige Postmitarbeiter gegründet.
Auch im Umgang mit den Mitarbeitern konnten wir eine Unternehmenskultur etablieren, die zu uns als Genossenschaft passt. Ich habe immer auch „Management by walking“ betrieben – bin also mit jedem Mitarbeiter in Beziehung getreten. Mir war es wichtig, in allen Abteilungen präsent zu sein und nicht abgehoben in der obersten Etage das Zepter zu schwingen.



PSD Bank
Woher kommt bei Ihnen dieser starke Wille, etwas verändern zu wollen?
Thomas Hausfeld
Ich stamme aus einem eher unkonventionellen Elternhaus. Schon mein Vater hat immer versucht, für seine Überzeugungen einzustehen. Auch wenn es ihm, etwa während der NS-Diktatur, beruflich geschadet hat. Dieses Gen habe ich wahrscheinlich geerbt. Aber mir ist es immer wichtig, die Bedürfnisse der Menschen zu berücksichtigen, Mitstreiter zu gewinnen. Wichtige Veränderungen sollte man nicht mit dem Vorschlaghammer erzwingen, sondern da muss man Stück für Stück in homöopathischen Dosen vorgehen.



PSD Bank
Wenden Sie diese Strategie auch bei Ihren Kunden und Mitgliedern an?

Thomas Hausfeld
Ja. Als ich vor 17 Jahren angefangen habe, war die PSD Bank München eher eine typische Beraterbank. Die Kunden kamen auch noch häufig in die Filiale. Inzwischen haben wir uns zur Direktbank entwickelt, das heißt weg vom Filial-Konzept hin zum Online-Geschäft. Und zwar Schritt für Schritt. Das bedeutet nicht, dass wir jetzt weniger nahbar sind. Im Gegenteil – die Technik baut unsere Wege sogar noch aus. Wir halten mit unseren Kunden Kontakt über alle Kanäle und bleiben so auch weiterhin eine Bank zum Anfassen, nur geschieht dies inzwischen digital.
PSD Bank
 Ähnlich wie bei anderen großen Direktbanken?

Thomas Hausfeld
Genau. Unsere Stärke liegt zusätzlich darin, dass wir als regionale Bank den Kunden eine Heimat geben und uns hier regional engagieren.



PSD Bank
Stichwort Heimat: Ein Hannoveraner in Bayern – Gab es da manchmal kulturellen Knatsch?

Thomas Hausfeld
Überhaupt nicht. Ich liebe Bayern und die Berge. Erst vergangenes Wochenende bin ich sieben Stunden durch das Allgäu gewandert. Und schon als kleiner norddeutscher Junge habe ich mit Vorliebe eine Krachlederne getragen (an dieser Stelle zückt Thomas Hausfeld ein schwarz-weißes Beweisbild aus Kindertagen). Ich war in Bayern immer sehr glücklich und werde die Region oft besuchen kommen. Meinen Lebensmittelpunkt werde ich jedoch nach Berlin verlegen. Da gibt es einfach mehr Impulse für mich, um in Kopf und Körper beweglich zu bleiben.



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Wie sieht Ihr Leben nach der PSD aus? Werden Sie jetzt die Füße hochlegen?

Thomas Hausfeld
Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Sehen Sie das Klapprad in der Ecke? Damit werde ich gleich nach Hause radeln. Das Ding habe ich mir gekauft, weil es ideal in mein Wohnmobil passt. Mit diesem werde ich gemeinsam mit meiner Frau die Welt bereisen. Danach bin ich für alles offen. Eines ist jedoch ganz sicher: Ich werde nicht stehen bleiben, wo ich heute bin.

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